FBDi: Marktzahlen für Q2/2023
08. August 2023
Marktabschwächung auf hohem Umsatzniveau
Nicht ganz unerwartet endete das zweite Quartal 2023 für die deutsche Bauelementedistribution mit guten und schlechten Nachrichten zugleich. Auf der einen Seite stieg der Umsatz der im FBDi meldenden Distributoren im Vergleich zum zweiten Quartal letzten Jahres um 19% auf 1,42 Milliarden Euro, auf der anderen ging der Auftragseingang gegenüber dem Rekordauftragseingang von Q2/2022 um fast 53% auf 859 Millionen Euro zurück. Die Book-to-Bill-Rate, noch vor Jahresfrist bei 1,52, fiel auf 0,6, der niedrigste Wert seit Bestehen des FBDi.
Erneut spielten die Halbleiter die entscheidende Rolle. Mit 1 Milliarde Euro lag der Umsatz nur unwesentlich unter dem Rekordquartal Q1/2023, aber um 31,5% über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Aufträge dagegen gingen um sage und schreibe 62% zurück.
Bei den anderen Produktbereichen hat sich seit längerem eine gewisse Normalität eingestellt: Die Umsätze bei Passiven Bauelementen schrumpften um 1,6% auf 173 Millionen Euro, die Elektromechanik um 4,8% auf 159 Millionen Euro. Die Stromversorgungen wuchsen noch um 3,5% auf 43 Millionen Euro, während sich der Umsatz in den restlichen Produktgruppen (Sensoren, Displays, Baugruppen) abschwächte. Die Verteilung des Umsatzkuchens verschob sich leicht Richtung Halbleiter (70%), Passive und Elektromechanik gingen um jeweils 1% zurück (auf je 12%), der Rest blieb annähernd gleich.
FBDi-Vorstandsvorsitzender Georg Steinberger: »An diesem Quartal war nahezu nichts überraschend, höchstens die Tatsache, dass der Bremsweg nach dem Höhenrausch vom letzten Jahr etwas lang war. Und tatsächlich gibt es auch jetzt noch keine komplette Entwarnung in Sachen Verfügbarkeit, denn zum Beispiel sind SiC- und GaN-Bauelemente wohl bis weit ins nächste Jahr noch knapp. Ansonsten sind die Läger der Kunden bis auf weiteres gut gefüllt, ein Wiederanstieg des Auftrageingangs dürfte wohl auf sich warten lassen – wie lange, das ist die Gretchenfrage.«
Die Aussichten für 2023 bleiben gemischt, meint Steinberger: »Wie mehrfach in der Vergangenheit werden wir es mit zwei unterschiedlichen Jahreshälften zu tun haben, eine gute erste und eine weniger gute zweite.
In der Summe wird es zumindest für die Distribution ein nahezu ausgeglichenes Jahr. Wir hoffen, dass sich nach dem Abbau der Überbestände ein normales Marktverhalten einstellt und nicht wieder zyklusbedingte Überreaktionen erfolgen.«
Eine grundsätzliche Sache will Steinberger nicht verhehlen: »Die Bedingungen im Markt haben sich geändert, sowohl geopolitische Herausforderungen als auch die Marktmacht einzelner globaler Großkunden können komplette Lieferketten durcheinanderbringen, das haben wir gemerkt.
Und was sich als weiteres Problem erweisen könnte, sind die Subventionsarien, bei denen derzeit überall auf der Welt Abermillilarden an Steuergeldern in die Halbleiterproduktion fließen. Auch wenn die Attraktivität von Halbleitern weiter zunehmen wird, kann es nicht gesund sein, wenn, wie nach Recherchen des Forschungsunternehmens Knometa Research anzunehmen ist, im Jahr 2027 sage und schreibe 230 voll-funktionsfähige 300 mm Wafer-Fabs am Start sind. Das könnte sich zu einer massiven Überkapazität auswachsen.«