German Angst
14. Januar 2020
German Angst
Nahezu 3 von 4 Deutschen geben an, dass es Ihnen besser geht als jemals zuvor - und doch haben die meisten Deutschen vor der Zukunft Angst. Die im englischen Sprachraum so genannte „German Angst“ herrscht immer dann, wenn es uns gut geht.
Wir sind durch die Wirtschaftswunderjahre von der zertrümmerten, desillusionierten Nation der Bösen aufgestiegen zum bewunderten Ingenieursvolk mit hervorragendem Know-How, und nach der Fußball-WM im eigenen Land 2006 auch zum Sympathieträger, zum Freund.
Aber der Schutz des über die Jahrzehnte aufgebauten Status lähmt unsere Gedanken, weil wir nicht mehr offen sind: „Der Geist ist wie ein Fallschirm, er funktioniert nur, wenn er weit geöffnet ist.“
Damit machen wir zwei Fehler, mit denen wir Know-How und Freundschaften verspielen:
- Weiterkommen geht nur mit offenen Händen, neue Chancen kann ich nur ergreifen, wenn ich frei(-händig) bin. Das Neue, das ich erschaffe, sichert meinen Bestand und gefährdet ihn nicht. Ewiges Festhalten an überkommenen (bezeichnenderweise heißen sie ja sogar fossilen) Energien bremst den Fortgang in dem Bereich, der uns erlauben würde uns und unsere (Um-)Welt wieder zu regenerieren (sie heißen sogar regenerative Energien). Halte ich also zu lange an dem fest, was nicht zukunftsfähig ist, werde ich aussterben. Angst macht aus dem Menschen ein Fossil – er denkt nicht mehr strategisch, er plant nicht mehr mit der Großhirnrinde die unbekannte Zukunft, sondern er klammert sich krampfhaft an das, was er kennt – bezeichnenderweise passiert das auch wieder im Reptiliengehirn, da wo die Reflexe sitzen, die Gestriges schützen und ewig Gestriges brüllen.
- Wenn das Geld nichts kostet und von der Inflation entwertet wird, sollte man Schulden machen. Für einen Staat gilt das in der volkswirtschaftlichen Betrachtung noch viel stärker. Jeder investierte Euro kurbelt nach Keynes und anderen Gelehrten die Wirtschaft an und potenziert sich. Wenn er gleichzeitig sinnvoll in z.B. Infrastruktur investiert wurde, stärkt er das Gemeinsystem immens. Die schwarze Null oder die rote Null – beides sind Nullen. Wir brauchen keine Nullen, sondern mutige Entscheidungen, und die brauchen mutige Macher. Die von verschiedenen Seiten anmoderierten 500Mrd. Euro sollten wirklich unsere Unterstützung finden. Sie unterstützen in den richtigen Kanälen sowohl die Interessen der Klimaaktivisten, als auch die der Wirtschaftsexperten der Soziologen und damit von uns allen.
Auch wenn 2019 in der Elektronikbranche ein Jahr des Umsatzrückgangs war, und die Bookings bescheiden ausgefallen sind, so ist doch jedem Experten klar, dass wir in den letzten 15 Jahren im Schnitt um 5% p.a. gewachsen sind, und die Prognosen das Gleiche für die nächsten 15 Jahre avisieren.
Gerade die Elektronik wird in den nächsten Jahrzehnten das Rückgrat sein, auf dem der Umbau zu ökologischem Leben und Wirtschaften passieren muss. Der Ausbau von regenerativen Energien, E-Mobilität, SMART Lösungen u.v.m. – mir ist es nicht bange um das Wachstum der Elektronikwelt. Es wird passieren.
Es wird da passieren, wo die Infrastruktur passt: Von 5G über Bildung bis hin zu Mobilität – ausbaufähig wäre inzwischen für Deutschland beinahe eine euphemistische Bezeichnung – Investitionen tun Not. Es wird da passieren, wo Menschen mit Motivation, Willen und Ziel vorangehen. Und es wird da passieren, wo man nicht den Status Quo sondern die Chancen und möglichen Ergebnisse sieht.
Wir müssen nur vorwärts kucken und die richtigen Ziele ins Auge fassen, denn wo der Mensch hinschaut, da bewegt er sich auch hin.
Autor: Andreas Falke, Geschäftsführer FBDi e.V.